Der tote Palast zitterte – zitterte!
Mies van der Rohe Haus, Berlin, Germany
1.7.-24.09.2017
Christof Düro rezitiert Paul Scheerbart
Glas hat als Medium in der zeitgenössischen Kunst in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen und ist für viele Künstler zu einem festen Bestandteil ihrer Arbeit geworden. Umso interessanter wird es, wenn die Ausstellungsreihe GLAS in der modernen Architektur des Mies van der Rohe Hauses gezeigt wird. Hier stehen wandgroße Glasfassaden als „Lichtöffner“ (Arthur Korn) für eine grundlegende Neuerung im Bauen und Wohnen.
Eine phantastische und expressionistische Hommage auf die Glasarchitektur lieferte der Dichter Paul Scheerbart. So fand Isa Melsheimer (*1968) in seinem Gedicht „Der Architektentraum“ den passenden Ausstellungstitel für den zweiten Part der Ausstellungsreihe GLAS. Er lautet: DER TOTE PALAST ZITTERTE — ZITTERTE!
Für Isa Melsheimer ist die Ausstellung im Mies van der Rohe Haus ein Heimspiel, da Moderne im Allgemeinen und Architektur im Besonderen nahezu ausschließlich Gegenstand ihrer künstlerischen Arbeit sind. Sie entwickelt narrative Inszenierungen von Räumen und komponiert dabei verschiedene Ebenen wie Architektur, Erinnerung und Bild miteinander. Isa Melsheimer widmet ihre Ausstellungen häufig Architekten der Moderne, wie beispielsweise Bruno Taut, Le Corbusier, Frei Otto oder auch Mies van der Rohe. So zeigte sie 2008 in der Städtischen Galerie Nordhorn eine Arbeit, die den Barcelona Pavillon (1929) von Mies van der Rohe zum Thema hatte. Es handelte sich um eine Installation aus Onyx, Stoff, Glas und Travertin.
Im Mies van der Rohe Haus wartet Isa Melsheimer nun mit Landschaften aus Glasscherben auf. Bestickte Vorhänge, die an das legendäre Café Samt und Seide (1927) von Mies van der Rohe und Lilly Reich erinnern, ergänzen den Raum. Isa Melsheimer paart modernistisches Formenrepertoire mit ihrer eigenen Handschrift im Duktus des Handgemachten.
Installation view Photo: Photo Andrea Rossetti